10 Jahre re:publica - Klassentreffen der Netzgemeinde

Jubiläumskonferenz - 10 Jahre re:publica
Jubiläumskonferenz - 10 Jahre re:publica

Die re:publica, die größte Konferenz Europas im Themenbereich Internet und digitale Gesellschaft, feiert 10 Jahre.  Ein guter Grund um nach Berlin zu pilgern. 8.000 Besucher, 17 Bühnen, die Netzgemeinde feiert das Jubiläum zusammen mit dem Gründungsteam, bestehend aus Andreas Gebhard, Tanja Häusler, Markus Beckedahl und Johnny Häusler.

 

Bei der Jubiläumskonferenz geht es um die Zukunft und den Kampf des offenen Internets. Die Menschen machen sich von wenigen Plattformen abhängig, die den Usern ihre Regeln aufzwingen. "Eine offene Gesellschaft braucht ein offenes Netz", so lautet die Forderung auf der re:publica und dafür soll sich auch die Netzgemeinde mit aller Kraft einsetzen.

 

In den letzen 10 Jahren hat sich ALLES verändert. "Post love, not hate", mit Kleingeistigkeit und Intoleranz will sich die Netzgemeinde nicht aufhalten. Ein Update der Pressefreiheit ist notwendig, damit auch Blogger zu ihren Rechten kommen. Die Frage stellt sich, was die Snowden-Enthüllungen gebracht haben? Die Antwort ist ernüchternd, jetzt wollen alle das Gleiche wie die NSA und die Geheimdienste machen.

 

Das Internet und die digitale Gesellschaft haben sich in den letzen Jahren stark verändert. Gegenwärtig geht es darum, aus den Erfahrungen zu lernen und sich den Herausforderungen zu stellen, um ein freies und offenes Netz zu erhalten.

 

Willkommen auf der re:publica
Willkommen auf der re:publica

Um sich für eine lebenswerte digitale Gesellschaft einzusetzen, bedarf es lebenlanges Lernen, denn der digitale Wandel schreitet zügig voran. Der Mensch muss aufpassen, dass er nicht ins Hintertreffen geratet und als Sklave derTechnologie endet. Es wird nicht von der Zerstörung der Arbeit gesprochen, sondern von der Automatisierung. Auch das Management in Unternehmen muss sich ändern, es geht vorwiegend um die Förderung und das Coaching der eigenen Mitarbeiter. Die Gefahr lauert besonders von Startups, die mit wenigen Mitarbeitern Unternehmen mit großen Belegschaften angreifen.

 

In naher Zukunft werden auch die Maschinen mehr an Arbeit übernehmen und den Menschen nach und  nach ablösen. Die Roboter entern die Arbeitsplätze. Mit der Automatisierung droht aber auch die Gefahr, dass das Wissen von Arbeitsprozessen verloren geht. Die Arbeit, wie wir sie kennen, wird sich grundlegend ändern. Die Befürchtung besteht, dass der Mensch auf der Strecke bleibt, denn es geht um viel Geld und nicht um die Weltverbesserung.

 

Ein großes Thema ist jedes Mal die Netzneutralität und die Frage, ob diese noch zu retten ist? Diese Aufgabe soll nun die Europäische Regulierungsbehörde klären und entsprechende Richtlinien erlassen. Natürlich lohnt sich ein genauer Blick, wer in der Regulierungsbehörde sitzt und welche Einflüsse von außen eindringen. Die großen Netzbetreiber möchten natürlich mehr Geld herauspressen und setzen auf die Überholspur im Netz. Fadenscheinig veweist man auf Spezialdienste. Auf der Strecke bleiben dann nicht-kommerzielle Inhalte, Medien und Blogs, wodurch auch jede Menge an Kreativität verloren ginge. Dieser Zustand werde der gesamten Wirtschaft schaden, besonders kleineren und mittleren Unternehmen. Es ist wichtig unterrepräsentierten Gruppen eine Stimme im Netz zu geben. Als Beispiel wird die Web-Serie "The Misadventures of Awkward Black Girl" angeführt. 

 

Gefahr droht auch von Zero-Rating, wo der User mit vorselektierten Inhalten versorgt wird. Wollen wir, dass die Netzbetreiber bestimmen, wie wir das Internet nutzen? Zero-Rating gegen Gebühr führt zu einer technischen Diskriminierung von Anbietern, die keinen Platz im Portfolio erhalten.

 

 

Die Anbieter vom Workshop "Create Professional Video-Content with your Smartphone" wurden von den Besuchern regelrecht gestürmt. Bewegtbild ist der Renner! Videos sind aus dem Social Web eben nicht mehr wegzudenken. Mit einem Smartphone lassen sich schon professionelle Videoauftritte gestalten. In dem Workshop gab es Tipps & Tricks für die gelungen Videoproduktion. Hier eine Kurzübersicht:

  • schnelle Bewegungen vermeiden
  • auf stabilen Untergrund achten bzw. Stativ verwenden
  • genügend Abstand zur Person halten
  • Fragen herausschneiden und Interview-Partner so Antworten lassen, als ob es keine Fragen gäbe
  • Querformat ideal, die Selfie-Perspektive vermeiden, wegen der schwarzen Ränder an der Seite
  • Perspektivenwechsel: Establishing- und Medium-Shot, Close-up
  • Five-Shot-Regel: Was? Wer? Wie/Warum? Wo? Wow?

Als ideales Programm seien hier "Adobe Premiere Clip" und "iMovie" genannt. Einen Überblick über Equipment und Apps erhält man über den Mobile Guide.

 

 

 

 

Algorithmen haben die Kontrolle über unseren Alltag übernommen. Es wird bereits von der Diktatur der Daten gesprochen. Ist der Mensch zu einer Like-Maschine verkommen? Arbeitet der Mensch bereits an seiner Selbstabschaffung? Wie sieht es noch mit unserer Freiheit und der Selbstbestimmung aus? Experten warnen bereits von einer Aushöhlung der Demokratie durch Algorithmen.

 

Big-Data-Algorithmen eignen sich ideal für Analysen der Vergangenheit, aber nicht für Vorhersagen der Zukunft. Trotzdem nehmen Algorithmen ständig Einfluss auf die Zukunft von uns Menschen. Big-Data-Analytics für die Zukunft funktioniert nur in einer stabilen Welt ohne Veränderung, aber wir leben nun einmal nicht in einer stabilen Welt. Auch wird vor Big-Nudging gewarnt, durch welches unser Verhalten gesteuert werden kann. Manchmal ist es eben empfehlenswert, sich von den Medien zu befreien und einen Weg aus der digitalen Filterblase zu finden, um so neue Sichtweisen zu erhalten. Algorithmen wirken oft dort, wo wir es nicht erwarten würden.

 

 

Ein tolles Beispiel für Innovation liefert Matan Berkowitz mit DIS.CO.TECH. Er arbeitet an der Schnittstelle von Musik-Technologie und Augmented Reality. Hier bietet er Menschen mit besonderen Bedürfnissen innovative Hilfsmittel an, um zu musizieren:

 

 

Höhepunkt des ersten Tages war der Auftritt vom "Interneterklärer" und "Klassensprecher der Blogosphäre" Schascha Lobo, mit seiner Rede zur Lage der Nation:

Der Netzoptimismus wird mit „The Age of Trotzdem“ ausgerufen, um mit Aktionismus die "Überwachungskatastrophe" zu überwinden. Hier ist besonders der Aktionismus der Netzgemeinschaft gefragt, um Fortschritt und Gesellschaft mitzugestalten. Die Lage ist  misslich, trotzdem gibt es nur den Weg zum "digitalen Gesellschaftsoptimismus".

 

Schelte gab es natürlich auch, denn die 30- bis 54-Jährigen gehören zur „digitally lost generation“, welche sich durch das Verstehen von Snapchat um 20 Jahre jünger machen wollen. Auch die Politik, im speziellen Sigmar Gabriel, kommt nicht gut weg, denn die digitale Infrastruktur Deutschlands lässt mehr als zu wünschen übrig. Sascha Lobo spricht über die Haussmannisierung des Internets und wie Social Media die Rechtsparteien unterstützt. Er spricht über Drohnen, die Tötungsmaschinen, welche auch oft unschuldige, Menschen töten. Er erinnert, dass die 15 Täter islamistischer Mordanschläge in Europa (Zeitraum 2014-2016) alle behördenbekannt waren und wir dennoch weiterhin von den Sicherheitsbehörden überwacht werden. Trotzdem lässt er sich nicht den Optimismus nehmen und appelliert an die Netzgemeinde im Sinne der Sache weiterzuwirken.