E-Learning - ohne Fleiß kein Preis!

Interview mit Dr. Erwin Bratengeyer

 Was ist E-Learning? Auf YouTube Lernvideos konsumieren, auf einem Smartphone im Zug Quizfragen beantworten, auf der Khan-Academy Mathematikbeispiele lernen, ist das alles E-Learning?

 

Bratengeyer: Ja, natürlich sind das alles Facetten moderner Lehr- und Lernszenarien. Doch das Potenzial dessen was als eLearning bezeichnet wird, ist bedeutend weitreichender. Die wesentlichen Merkmale können daraus aber bereits erkannt werden sie bestehen in der Orts- und Zeitflexibilität. Die Loslösung des Lernens von einer Ortsgebundenheit und einer zeitlichen Einschränkung und die Möglichkeit des Zugriffs auf die enormen Ressourcen des Internets, erlauben Lehre und Lernen in einer neuen Dimension. Oft ruft der Begriff „E-Learning“ jedoch auch Skepsis hervor, weil das bislang gültige und zumeist unhinterfrage sokratische Dialogprinzip durch ein vermeintliches nur mit dem Bildschirm interagieren abgelöst werden würde. Vielmehr kommt allerdings ein weiters Wesensmerkmal duch E-Learning hinzu - die didaktische Vielfalt.

 

 

Wie schaut das in der Praxis dann aus?

 

In einem durchdachten Bildungskonzept kann ein Lernmanagementsystem zum Einsatz kommen, das eine Vielfalt an Lehr- und Lernszenarien ermöglicht und auch das Management der Prozesse erlaubt. Prozesse etwa wie zeitgesteuertes Vor- und Nachbereiten, synchrone oder asynchrone, Szenarienen wie Webinare oder Diskussionsforen, Mobile-Learning mit Quizzes und Selbsttests mit stets einsehbarer Positionsbestimmungen.

 

 

Dr. Erwin Bratengeyer ist Leiter des E-Learning-Centers der Donau Uni Krems. Er beschäftigt sich seit über einem Jahrzehnt mit dem Einsatz von Bildungstechnologien in der Hochschullehre und in der Arbeitswelt. Dr. Bratengeyer ist Programmleiter der internationalen Konfernzreihe „ecoMEDIAeurope“ und der „Austria E-Learning Conference“.

Bedeutet das automatisch, dass auch qualitativ Verbesserungen erzielt werden müssen?

 

Bratengeyer: Nicht automatisch, aber durchaus potenziell. Genauso wie es in traditionellen Lehrszenarien, diese „qualitative Vielfalt“ gibt, so gibt es auch beim E-Learning gute und weniger gute Konzepte, gute oder wenige gute Inhalte.

 

Ist nun das traditionelle Lernen endgültig passé und müssen wir uns nur noch mit dem Computer befassen?

 

Bratengeyer: Das beste Konzept vereinigt beide Welten. Das Schlagwort lautet „Blended-Learning“. Im Blended-Learning finden sowohl traditioneller Präsenzunterricht, als auch reines E-Learning, oder Online-Learning seinen Platz. Beispielsweise kann simples Faktenlernen sehr einfach und effizient auf digitale Art und Weise kommuniziert werden, wo hingegegen etwa der philosophische Diskurs eher zwischenmenschlicher Kommunikation vorbehalten bleibt, und für viele andere solcher Bereiche ließen sich noch angestammte Domänen benennen. Nach wie vor gilt auch in der Welt der Smartphones und Tablets „ohne Fleiß kein Preis“!

 

 

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